Geschichte von Rorschacherberg

Polit. Gem. SG (bis 31.12.2002 Bez. Rorschach). Agglomerationsgemeinde ohne eigentl. Dorfkern, die sich bergwärts an die Stadt Rorschach anschliesst und bei Unterstaad, östl. von Rorschach, bis an den Bodensee reicht. Versch. Weiler von R., wie z.B. Koblen, Eschlen und Hüttenmoos, sind bereits im 13. und 14. Jh. bezeugt. Als geogr. Begriff ist Ro(r)schacherberg seit dem frühen 15. Jh. fassbar. 1468 21 Haushalte; 1831 1'108 Einw.; 1850 1'075; 1900 1'785; 1950 2'705; 1990 6'363.
Grabungsfunde (Keramikstücke und Knochenreste) auf dem Grundstück Burg zwischen Hof und Grueben sind teils der Bronzezeit (ca. 1'800-700 v.Chr.), teils der Latènezeit (5. Jh. v.Chr.) zuzurechnen. Das Gebiet des Rorschacherbergs gehörte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zum St. Galler Klosterstaat und bildete von der 2. Hälfte des 15. Jh. an eine Hauptmannschaft innerhalb des Gerichts Rorschach. Aus dieser ging 1724 die bis heute bestehende Korporation Vierhöfe hervor, die einst die Weiler Ennethof (heute Hof), Hohriet, Kolprüti und Fronberg umfasste und ein eigenes Gemeindereglement besass und heute noch besitzt. Auf dem Boden von Rorschacherberg stehen die Schlösser St. Annaschloss, Wartensee , Wartegg und Wiggen. Das St. Annaschloss aus dem 12. Jh. war zunächst Sitz der Herren von Rorschach (erw. 1176), eines bedeutenden Ministerialengeschlechts der Fürstabtei St. Gallen. 1449 fiel das Schloss durch Kauf der Fürstabtei zu und diente bis 1660/70 als Sitz des fürstäbt. Vogts; heute ist es Privatbesitz. Kirchlich gehört R. (1850 30 Reformierte, 1990 2'230) seit jeher zu Rorschach. 1803 wurde Rorachacherberg selbstständige polit. Gemeinde im neu geschaffenen Kt. St. Gallen. Bemühungen um eine Angliederung an die Gem. Rorschach - zunächst v.a. seitens der Einwohner von Rorsachacherberg, später derjenigen von Rorschach - scheiterten im 19. Jh. und blieben auch 1919, 1953 und 1978 erfolglos. Um 1900 setzte in der zuvor bäuerlich geprägten Gemeinde ein wirtschaftl. Aufschwung mit Industrie- und Gewerbebetrieben ein: u.a. Starrfräsmaschinen AG (gegr. 1897 bzw. 1921), Kopp AG Textilveredlung (1890), Sabel AG Pianofabrik (1919, vormals und schon 1842 Bieger). Heute dominiert die Maschinenindustrie (1990 58% Erwerbstätige im 2. Sektor). Nach 1950 wuchs v.a. der Dienstleistungssektor; in der schrumpfenden Landwirtschaft waren dagegen 1990 nur noch 3% der Beschäftigten tätig. Die Nähe zur Bezirkshauptstadt Rorschach, welche über wenig Bodenfläche verfügt, hat in Rorschacherberg seit 1950 zu einer starken Bautätigkeit und zur Verdoppelung der Einwohnerzahl geführt. Heute ist Rorschacherberg eine beliebte Wohngemeinde, die auch verschiedene überkommunale Aufgaben wahrnimmt. So wurden auf Gemeindeboden 1912 durch Adolf Gaudy der mit Rorschach gemeinsame Zentralfriedhof angelegt und 1981 ein regionales Pflegeheim eröffnet.
Literatur
-Rorschacher Njbl., 1911-
-P. Hug, R., 1984 (21991)
Autor: Lorenz Hollenstein